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Sarah Sidler und ihre Rangerkollegen stehen den Besuchern in «ihren» Schutzgebieten Red und Antwort. Foto: Sarah Sidler

ZeitschriftenLesezeit 4 min.

«Als Rangerinnen vermitteln wir zwischen Mensch und Wald»

Naturschutzbeauftragte sind auch zum Schutz von Wäldern unterwegs. Ein nicht zu unterschätzender Anteil unserer vielseitigen Aufgaben macht die Öffentlichkeitsarbeit in den Schutzgebieten aus. Es gibt viele, teils kritische, Fragen zu beantworten.

Sarah Sidler | Da der Druck auf die Natur auch durch das Bevölkerungswachstum stetig zunimmt, kommen in beliebten Naturschutzgebieten vermehrt Rangerinnen und Ranger zum Einsatz. Diese informieren die Besucher über die Besonderheiten der Schutzgebiete und sorgen dafür, dass die Bestimmungen darin eingehalten werden. Sie betreiben praktischen Naturschutz und präventive Bildungsarbeit, sodass die seltene Flora und Fauna dort erhalten bleibt. 

Da mir die Natur ausgesprochen am Herzen liegt, habe ich von 2021 bis 2022 die Ausbildung zur diplomierten Rangerin am Bildungszentrum Wald (BZW) in Lyss absolviert und bin als Mitglied der Gruppe Information und Aufsicht Teilzeit als Rangerin im Reusstal unterwegs. Das Sommerhalbjahr 2022 über «rangerte» ich hauptberuflich in den Thurauen im Zürcher Weinland. Im über 400 Hektaren grossen, renaturierten Auenschutzgebiet fliessen Rhein und Thur zusammen. Ranger sind täglich unterwegs. Oft alleine. Leider sind in der Branche Zuschläge für Sonn- und Feiertage noch wenig verbreitet. Die Löhne sind tief.

Weil man nur dem Sorge trägt, was man schätzt oder gar liebt, versuche ich den Besuchern der Schutzgebiete meine Faszination für die Natur weiterzugeben. Hinweise wie: «Haben Sie den Specht gehört? Er befindet sich am Stamm der mächtigen Eiche dort hinten», dienen als Türöffner für Gespräche mit Spaziergängern. So hilft mir der bunte Vogel beispielsweise, den Bogen übers Totholz bis hin zur Sicherheit der Waldbesucher zu schlagen. Viele wissen nicht, dass der zuständige Förster verantwortlich dafür gemacht werden kann, wenn ein Besucher von einem stürzenden Baum verletzt oder gar getötet wird. Solche Hinweise fördern das Verständnis, wenn etwa alte Bäume entlang von Wegen gefällt werden müssen. Besonders in Natur- und Waldschutzgebieten sind solche Hinweise sehr hilfreich fürs Verständnis solcher Aktionen. 

Als Ranger dienen wir in «unseren» Gebieten als Bindeglied zwischen Behörden und Ämtern wie den Gemeinden sowie der Jagd- und Forstverwaltung. So teilen wir dem zuständigen Forstamt beispielsweise jeweils mit, wenn wir auf unseren Rundgängen auf über Wege gestürzte Bäume treffen. 

Pilze und Biber geben zu reden

An Tagen mit hohem Besucheraufkommen sorgen wir dafür, dass möglichst alle Besucherinnen und Besucher friedlich und gefahrenlos aneinander vorbeikommen. Obwohl die Regeln meist klar ausgeschildert sind, treffen wir immer wieder auf rücksichtslose Waldbesucher. Fussgänger, welche sich mitten in Naturschutzgebieten aufhalten, oder Biker, die schmale, wurzelige Fusswege in einem Affenzahn befahren. In solchen Situationen gilt es mit Fingerspitzengefühl zu erklären, weshalb ein solches Verhalten nicht angebracht ist. Dabei gilt es nicht, Polizist zu spielen, sondern den Grund hinter Geboten und Regeln zu erklären. 

Was viel zu reden gibt, sind natürlich die Biber. Den meisten Besuchern ist nicht klar, dass diese Tiere durch das Stauen von Gewässern ganze Auenwälder gestalten. Sie staunen, wenn sie hören, dass sich der Biber rein vegetarisch ernährt. Pappeln und Weiden, welche in Weichholzauen wachsen, gehören zu seinen Leibspeisen. Weil im Winter Grünzeug zum Futtern fehlt, macht er sich hauptsächlich über Bäume und Rinden her. Letztere müssen teils dran glauben, weil er seine ständig nachwachsenden Zähne kürzen muss. Seine Schneidezähne sind übrigens der Grund, weshalb der Biber keinen Winterschlaf hält, sondern bloss eine Winterruhe. Sonst brächte er im Frühling seine eisenbeschichteten Schneidezähne nicht mehr auseinander und würde verhungern. Von aufmerksamen Besuchern im Wald werden wir  auf unseren Rundgängen häufig auf kränkelnde Bäume angesprochen. So wird das Eschensterben zum Thema, und wir klären über den aus Ostasien stammenden Pilz Hymenoscyphus fraxineus auf. Ebenfalls bleibt der oft aussichtslose Kampf der Rottanne um genügend Wasser nicht unbemerkt. So entstehen Gespräche über den Wald der Zukunft. Während einige Besucher den Klimawandel an verschiedenen Beispielen selbst besorgt mitverfolgen, finden andere, dieser finde doch gar nicht statt. Nun, auch in solchen Situationen gilt es, Gespräche mit Fingerspitzengefühl zu führen und im Guten auseinanderzugehen. 

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