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Es zeichnet sich ab, dass im Kanton Zürich das Energieholz knapp wird, bereits müssen beachtliche Mengen zugeführt werden.Foto: RoMü * Roland Müller ist freier Journalist und schreibt für die «Bauern Zeitung» Ostschweiz

Verband & Politik | ZeitschriftenLesezeit 3 min.

Beim Energieholz übersteigt die Nachfrage das regionale Angebot

Die Zürcher Baudirektion hat festgestellt, dass die Nachfrage nach Energieholz bereits das regionale Angebot übersteigt. Zudem übersteigen die weiteren geplanten Anlagen das noch ausschöpfbare Potenzial.

Roland Müller* | In der Fachbroschüre Zürcher Umweltpraxis, welche von der kantonalen Baudirektion herausgegeben wird, werden mahnende Worte bezüglich der energetischen Holznutzung angeschlagen. Nun doppelt die Abteilung Energie im Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft des Kantons Zürich (AWEL) nach: «Internationale Krisen steigern die Beliebtheit von Holzheizungen. Eine neue Studie zeigt jedoch: Im Kanton Zürich gelangt bereits mehr Energieholz in Feuerungen, als auf seinem Gebiet geerntet wird, und die geplanten Anlagen übersteigen das noch ausschöpfbare Potenzial», ist in der jüngsten Umweltpraxis nachzulesen.

Doch das Problem mit der sich abzeichnenden Mangellage hatte bereits Anfang Juni der Verwaltungsratspräsident Viktor Haefeli der ZürichHolz AG thematisiert. «Das Holz ist endlich», war die zentrale Botschaft. Dabei forderte er bezüglich der Nutzung ein über Generationen hinweg langjähriges Denken und Handeln und warnte mit Blick auf die Energieholzlage vor einer kurzfristig ausgerichteten einseitigen Holznutzung. «Die Kaskadennutzung von Holz ist der richtige Weg. Zuerst soll möglichst viel Holz verbaut und erst später beim Abbruch als Energieholz genutzt werden. Das Energieholz sollen nicht Rundholzstämme, sondern Ast- und Baumkronenmaterial liefern», führte Haefeli aus. Denn aktuell wird im Umkreis von 60 Kilometern so viel Energieholz eingesetzt, welches aus dem Gebiet von 100 Kilometern kommt.

Doch es hat in den letzten Monaten auch andere ähnliche Stimmen im Weinland gegeben. Bezüglich eines Wärmeverbundprojekts in der Gemeinde Laufen-Uhwiesen hat der Gemeinderat klar signalisiert, dass das benötigte Energieholz trotz beachtlicher eigener Waldfläche aktuell nicht zur Verfügung steht, weil es mit Lieferverträgen an das Holzheizkraftwerk Aubrugg gebunden ist. Doch auch weitere Grossprojekte sind in den letzten Jahren realisiert worden, wo zusätzlich beachtliche Holzmengen benötigt werden. So beansprucht die Bioenergie Frauenfeld AG zur Strom-, Wärme- und Pflanzenkohleproduktion rund 100 000 Schnitzelkubikmeter. Zugleich ist auch die ZürichHolz AG in Illnau (ZH) in die Pflanzenkohleproduktion mit  Wärmeproduktion eingestiegen, welche ebenfalls beachtliche Holzmengen beansprucht.  

Ähnlich spezialisierte Betriebe gibt es auch im Zürcher Weinland, welche weit über 10 000 Kubikmeter Holzschnitzel in Energie und Pflanzenkohle umwandeln. 

Auf Importe angewiesen

Gemäss den Zahlen von 2021 lieferten im Kanton Zürich Nadel- und Laub- sowie Flurholz rund 900 Gigawattstunden pro Jahr (GWh/a). Doch bereits die bestehenden Holzheizungen ohne Pellets verbrennen rund 1100 GWh/a, zugleich stehen weitere Anlagen mit einem weiteren Bedarf von etwa 350 GWh/a in der Planung. 

In einem umfassenden Bericht vom AWEL, Fachstelle Energie, und von dem Energiebeauftragten der Stadt Zürich sind im vergangenen Februar die Grenzen klar aufgezeigt worden. Die Resultate fallen dabei ernüchternd aus.

Bereits heute reicht das im Kanton Zürich nachwachsende Energieholz nicht mehr aus, und man ist auf Importe aus den Nachbarkantonen und auch bereits auf solche aus dem Ausland angewiesen. Hier wird nun die Politik in die Pflicht genommen, um bei zukünftigen Projekten diesem Umstand Rechnung
zu tragen.

Da zugleich auch die Nachbarkantone TG, AG, GL, SH oder auch ZG massiv mehr eigenes Energieholz nutzen wollen, fallen diese als Lieferanten immer mehr weg, so- dass man den Fokus auf weiter entfernte Regionen wie SZ, GR und SG oder gar Süddeutschland oder Vorarlberg richten muss. «Von den Nachbarländern ist allenfalls aus Baden-Württemberg und dem Elsass mit Substanziellem zu rechnen. Vorarlberg  und Bayern weisen schon heute ein Versorgungsdefizit respektive ausgeschöpfte  Vorräte auf», halten die Verfasser des
Berichtes fest. 

Importe aus dem Bündnerland oder auch aus Bayern und dem Elsass sind aber mit enormen Transportdistanzen von 105 bis 225 Kilometern verbunden, sodass mit deutlich höheren Transportemissionen zu rechnen ist. Doch hier geben die Fachleute gleich wieder Entwarnung, weil sich nur marginale Transportemissionen zeigen und dadurch der Versorgungsradius nicht zu eng gezogen werden muss. 

Abschliessend empfehlen die Fachleute, eine nationale Strategie zu entwickeln, um den knapper werdenden Rohstoff Energieholz effizienter zu nutzen. Dabei schlagen sie eine Anwendung  vor, welche prioritär die Anwendung von Energieholz landesweit regelt. 

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